Stedten - zur Geschichte eines Dorfes direkt an der Via Regia Der Ort wurde 1194 erstmalig urkundlich erwähnt. Sein
Ortsname leitet sich aus Steten- Stiten, dann ab 1705 „im Stetter Land“- was allgemein: zu den Wohnstätten zu deuten ist.
Das Dorf ging aus Besitzungen u.a. der Grafen von Orlamünde, des Klosters Heusdorf, des Stiftes Ettersburg, der Grafen von
Gleichen als Mainzer Lehen sowie eines daraus nachfolgenden Rittergutes hervor. Dessen ehemalige Anlagen wie Scheunen,
Stallungen, Nebengelasse sind heute noch teilweise erkennbar und wurden nach der Bodenreform weitergenutzt oder zu
Wohnhäusern umgebaut. Davon kündet auch ein nahe am Ortseingang aufgestellter behauener Naturstein. Ein in der
Nähe befindlicher Waidstein belegt, dass es im Mittelalter hier einen regen Anbau der Waidpflanze gab, der für den
Weitertransport über die Via Regia vorher in einer Art Waidmühle, die von Zugtieren betrieben, bearbeitet wurde. Heute noch
gebräuchliche Flurnamen weisen außerdem darauf hin, dass es um den Ort herum zahlreiche Obstplantagen gab, die zu den
wenigen bäuerlichen Höfen gehörten- so der Apfelberg an der westlichen Ortsgrenze, der Kirschberg am südlichen Ortsrand.
Das ehemalige Gutshaus unterhalb der Kirche wurde nach Kriegsende 1945 abgerissen, das anfallende Material verbaut.
Zum alten erhaltenen Ortskern gehört die 1194 erbaute Kirche Sankt Kilian- eine Wehrkirche. Diese war auch notwendig, lag
und liegt der Ort an der geschichtsträchtigen alten Handelsstraße „Via Regia“ (Königsstraße), im Volksmund auch
Heeresstraße genannt. So zogen hier während des 30jährigen Krieges im Jahre 1632 das Gros des Heeres des Schwedenkönigs
Gustav Adolf von Erfurt über Stedten nach Leipzig. Die Via Regia war im Mittelalter die wichtigste Ost-West-Verbindung Europas
und verband Frankreich über Frankfurt am Main-Erfurt-Leipzig-Krakau mit den osteuropäischen Gebieten. Von Erfurt über Ollendorf
kommend führte sie westlich vor Stedten am „Goldborn“ vorbei, einer alten Quelle, die über die Jahrhunderte als Tränk-und
Rastplatz genutzt wurde, kurz bevor man das Dorf erreichte.
Dort gelangte man am östlichen Ortsrand an eines der ältesten Gebäude des Dorfes, den ehemaligen Gasthof Kaiser, der
Reisende beherbergte, ihren Kutschen und vor allem den Pferden Unterstand bot (Aus-und Umspanne). Die davor Richtung Ramsla
gelegene Flur wird heute noch als Rosswiese bezeichnet. Im Haus sowie dem Außengelände findet man noch Zeugen der
Vergangenheit: breite Holzdielen, Türen und Wandverkleidungen , uralte Pflaster-und Treppensteine, Stallungen und Mauern. Das
unter Denkmalschutz stehende Gebäude wird derzeit von der Eigentümerin „Schritt für Schritt“ restauriert.
Zum alten Ortskern gehört, zwischen Kirche und Gasthaus gelegen, das ehemalige Schulhaus, in dem die Lehrerfamilie lebte-
ein weithin sichtbares Fachwerkgebäude. Hier war bis 1990 der Kindergarten untergebracht. Das ehemalige in nördlicher
Richtung angrenzende einklassige Schulhaus war in den sechziger bis achtziger Jahren eine Verkaufsstelle. Heute sind beide
Gebäude in privater Hand und werden als Wohnraum genutzt.
Vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst gelangen Pilger über den Jakobsweg -er folgt der Via Regia von Schwerstedt
kommend, in das Dorf und nächtigen in der von Grund auf restaurierten Pilger-Kirche Sankt Kilian, die ihnen im Turm
ausreichende Schlafplätze bietet sowie mit kleiner Küche und Sanitärraum ausgestattet ist. Das Zeichen der Jakobsmuschel findet
man zur Orientierung des Pilgerweges an markanten Stellen im Straßen-und Wegeverlauf.
In den vergangenen drei Jahrzehnten entstanden in der gesamten Ortslage viele neue Wohnhäuser, die sich stets in den Ortskern
einfügen konnten, entweder Baulücken füllten oder auf privatem Grund der Familienanwesen neu gebaut wurden. Ein ansprechend
gestalteter gepflegter Spielplatz in geschützter Lage bereichert ebenso das Ortsbild.
Heute befinden sich eine Kfz-Meisterwerkstatt, ein Frisör-Meistergeschäft „Haar-Studio“ mit angeschlossenem Frisör-Museum sowie
ein Reiter-Hof im Dorf.
Seit Dezember 2012 schmückt eine 3 Meter hohe Stahlskulptur- ein geometrischer Kubus mit verschiedenartig geflügelten
Elementen- den südöstlichen Ortseingang.
In Moni`s Schänke kann man einkehren sowie einen größeren Raum für Festlichkeiten nutzen. Dem im Jahre 2014 gegründeten
Verein „Stedten Mittendrin e.V.“ werden die Räumlichkeiten für Zusammenkünfte und Veranstaltungen ebenso zur Verfügung
gestellt.
November 2020 / Silvia Necke, Ortschronistin